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Liana Gottardi

Mehr Akzeptanz für den Wolf

Folgender Artikel stammt von Lifewolfalps EU


Slowenien beheimatet die grösste Braunbärpopulation Europas. Ebenso umfasst die ganze Landesfläche mit regelmäßiger Wolfspräsenz und betrifft damit ein wichtiges Wolfsprojekt die gesamte Wolfspopulation im Lande. Das Gebiet setzt sich aus zwei Teilen zusammen: dem dinarischen und dem alpinen Teil. Der Teil der Wolfspopulation im Bereich des Dinarischen Gebirges im Süden ist besonders wichtig, da er die Ursprungspopulation darstellt und sich die Wölfe von dort aus in die Ostalpen Sloweniens, nach Italien und Österreich ausbreiten. Wölfe aus diesem Projektgebiet besiedeln die Ostalpen auf natürliche Weise wieder und verbinden sich wieder mit der italienischen Wolfspopulation im südöstlichen Teil der Alpen.


Das zweite Gebiet der slowenische Teil der Alpen ist ein wichtiger Migrationskorridor vom Dinarischen Gebirge zu den Alpen. Dieser Korridor wurde in den vergangenen Jahren schon von Rothirschen, Braunbären und Luchsen genutzt. Die Wölfe haben dieses Gebiet erst vor Kurzem neu besiedelt. Während seit der Mitte der 1990er Jahre immer wieder einzelne Wölfe entdeckt und nachgewiesen wurden, sind im südöstlichen Teil des Gebietes, am Nanos und im Trnovski gozd, seit 2009 ein bis zwei Wolfsrudel zu finden. In den Jahren 2011 und 2012 konnten mittels Abspielen von Wolfsheulen Würfe in diesen Bereichen nachgewiesen werden. Diese Rudel stellen eine direkte Verbindung zu Wolfsrudeln im Dinarischen Gebirge dar und sind ein sehr wichtiger Ausgangspunkt für die weitere Besiedlung der Ostalpen sowie für die Verbindung zur Wolfspopulation, die sich von den Westalpen her ausbreitet. Im südlichen Teil des Gebietes kommen Wölfe zusammen mit Braunbären und Luchsen vor.



Kontext, natürliche Rückkehr der Wölfe und Entwicklung der Population bis 2020


Anders als in vielen europäischen Ländern sind Wölfe auf slowenischem Staatsgebiet nie ganz verschwunden. Während der Jahrzehnte der systematischen Wolfsverfolgung im 18. und 19. Jahrhundert überlebten die Wölfe in den entlegensten Teilen des Dinarischen Gebirges. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und erneut während des Zweiten Weltkriegs begann die Wolfspopulation in Slowenien zu expandieren. Doch diese Phase war nur von kurzer Dauer, denn schon bald nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann die systematische Verfolgung der Wölfe erneut. Obwohl in den siebziger Jahren die Prämien für das Töten von Wölfen und die Jagdzeiten abgeschafft wurden, wird vermutet, dass es in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts nur noch wenige Individuen in Slowenien gab. Nach dem ganzjährigen Schutz des Wolfes im Jahr 1993 begann die dritte Phse der Ausbreitung der Art im Dinarischen Gebirge, nachdem die Population zu wachsen begann und einige ihrer historischen Lebensräume wieder besiedelte.

Das systematische Wolfsmonitoring auf der Grundlage molekularer Analysen nicht-invasiver genetischer Proben, Capture-Recapture-Modellierung und systematischer Wolfsnachweise mittels „Verhören“ begann im Jahr 2010. Zwischen 2010 und 2011 lag die geschätzte Wolfspopulationsgröße in Slowenien zwischen 34 und 42 Individuen. Seitdem ist die Ausbreitung und das Wachstum der Wolfspopulation in Slowenien gut dokumentiert. Die letzte verfügbare Schätzung der Populationsgröße stammt aus der Monitoringsaison 2018/2019. Es wurde geschätzt, dass es zwischen 86 und 110 Wölfe (ohne grenzüberschreitende Individuen) in Slowenien gibt, die 14 Rudel bilden.

Seit Beginn der dritten Ausbreitungsphase war die Anwesenheit von Wolfsrudeln auf die südlichen und westlichen Teile Sloweniens beschränkt. Als das systematische Monitoring begann, gab es nur sporadische Vorkommen von Einzeltieren in den voralpinen und alpinen Regionen des Landes. Doch in den Monitoring-Saisonen 2018/2019 und 2019/2020 gab es einen rasanten Sprung in der räumlichen Ausdehnung der Wolfspopulation. Zunächst wurden drei Paare in den alpinen und voralpinen Regionen nachgewiesen, und während des Verhörens 2019 wurde die Anwesenheit von drei neu gegründeten Wolfsrudeln festgestellt. Dies markiert die Rückkehr des Wolfs in ein Gebiet, aus dem er im 18./19. Jahrhundert verschwunden war.


Artenschutz und Management


In Slowenien genießt der Wolf einen vollständigen gesetzlichen Schutz, wobei ausnahmsweise Entnahmen erlaubt sind, um größere Konflikte mit der Landwirtschaft zu verringern. Bestimmungen zum Wolfsschutz sind in der nationalen Gesetzgebung im Naturschutzgesetz, im Umweltschutzgesetz, im Jagdgesetz und im Forstgesetz enthalten. Seit 2015 finanziert das slowenische Umweltministerium nationale Wolfsmonitoringprojekte, zahlt Entschädigungen für Wolfsschäden und finanziert Herdenschutzmaßnahmen.



FALSCHE LEGENDEN


,,Nein, die Anzahl der Wölfe wird nicht endlos ansteigen"


Die Zahl der Tiere in demselben Territorium bleibt im Laufe der Zeit tendenziell stabil

Dafür ist die Natur viel zu gut konzipiert. Der Wolf steht als Fleischfresser an der Spitze der Nahrungskette: Würden die Wölfe zu zahlreich werden, würden sie am Ende die Zahl der Beutetiere zu stark reduzieren und damit ihre eigene Lebensgrundlage bedrohen. Stattdessen funktioniert es wie folgt: Wölfe sind in Rudeln organisiert, d.h. in Familien, die aus Eltern (dem dominanten Männchen und Weibchen) und Jungtieren bestehen. Zusammen besetzen sie ein sehr großes, exklusives Territorium (in den Alpen im Durchschnitt 250 Quadratkilometer), indem sie die einzigen sind, die jagen und welches gegen das Eindringen anderer Wölfe verteidigt wird. Nur das dominante Paar vermehrt sich einmal im Jahr und die Jungtiere verlassen ihr ursprüngliches Rudel und wandern normalerweise zwischen dem 1. und 2. Lebensjahr ab. Im Durchschnitt überlebt in den Alpen jeder vierte Jungwolf. Gäbe es keine Menschen, würden sich die Wölfe beschränken, indem sie sich gegenseitig töten. Das geschieht zum Beispiel regelmäßig in Nordamerika, wo der anthropogene Druck auf die Tiere geringer ist. Auch in den Westalpen wurden bereits mehrere intraspezifische tödliche Angriffe dokumentiert, d.h. Wölfe, die von anderen Wölfen getötet wurden (siehe z.B. die vom Large Carnivores Centre der Region Piemont berichtete Liste der tot geborgenen Wölfe mit nachgewiesener Todesursache).


Aber woher kommt dann der schlechte Ruf des Wolfes?


Archivdokumente (z.B. Pfarrarchive, Chroniken, Annalen, Verordnungen, Bekanntmachungen, Edikte usw.) berichten seit dem Mittelalter von Angriffen der Wölfe in ländlichen und alpinen Kontexten, die sich sehr von den heutigen unterscheiden. Damals war die menschliche Präsenz in alpinen Bereichen größer und die Zahl der Wildtiere, die dem Wolf als Beute zur Verfügung stand, viel geringer. Noch im 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts standen Mensch und Wolf (wahrscheinlich auch streunende Hunde) in ländlichen Regionen und vor allem in den kultivierten alpinen Landschaften in direkter Konkurrenz um Raum- und Nahrungsressourcen. In Zeitdokumenten wird von Angriffen durch Wölfe zu Nahrungszwecken berichtet: Die Opfer waren oft Kinder oder Frauen, die allein gelassen wurden, um den Tieren beim Grasen zuzuschauen – eine bis Anfang des 20. Jahrhunderts in den Alpen weit verbreitete Praxis. Damals waren die Methoden zur Feststellung der Verantwortlichkeit für Angriffe äußerst subjektiv. Im Gegensatz dazu, wird heute mittels genetischer Analysen an biologischen Proben (z.B. Speichel am Biss) eine objektive und belastbare Feststellung des Verursachers ermöglicht. In Italien gab es, zumindest seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges (mit Ausnahme eines zweifelhaften Falles im Jahr 1946), keine Angriffe auf Menschen zu Nahrungszwecken mehr.

Eine bedeutende Anzahl von Angriffen (tödlich oder nicht) auf Personen wurde in der Vergangenheit in Italien und Europa von Wölfen verursacht, die an Tollwut litten. Österreich gilt seit 2008 als Tollwut-frei, zuletzt wurde 2004 und 2006 bei je einem Fuchs Tollwut diagnostiziert – allerdings abstammend von einer Impfung. Auch die Nachbarländer Tschechien, Deutschland, Schweiz, Liechtenstein und Italien gelten bereits als Tollwut-frei. Die Wahrscheinlichkeit, heute von einem an Tollwut erkrankten Wolf angegriffen zu werden, ist daher nicht wirklich gegeben.

Heute kommt es vor allem in Gebieten der Welt zu Unfällen zwischen Wölfen und Menschen, in denen die Tollwut noch immer präsent ist und in ganz anderen Zusammenhängen als in Mitteleuropa (z.B. in Asien). Außerhalb dieser kritischen Gebiete in Europa und Nordamerika wird das Risiko von einem Wolf angegriffen zu werden, als sehr gering eingeschätzt – vor allem wenn man die Vorgeschichte dokumentierter Angriffe im Verhältnis zur Zahl der Wölfe in den verschiedenen Populationen betrachtet. Angriffe könne jedoch niemals absolut ausgeschlossen werden, zum Beispiel von Wölfen, die als habituiert definiert werden oder die gezielt von Menschen angefüttert wurden.

So wurden bei einer Population von etwa 60.000 Wölfen in Nordamerika im Zeitraum 2002-2019 nur zwei Ereignisse erfasst, bei denen Menschen durch einen Angriff von nicht an Krankheiten leidenden Wölfen getötet wurden (Quelle: Alaska Department of Fish and Game). Diese Ereignisse betreffen abgelegene Gebiete mit einer sehr dünnen Besiedelung, der nicht annähernd mit der in den Alpen vergleichbar ist. Um mehr über die Vorfälle zwischen Wölfen und Menschen in der Welt zu erfahren, ist das vollständigste und aktuellste Dokument (auch wenn es aus dem Jahr 2002 stammt) The fear of wolves. A review of wolf attacks on humans, ein Artikel der auch auf auf Französisch kostenlos heruntergeladen werden kann.

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